Einladung zum Schreiben: “Relation ships” als partizipatives Kunstprojekt
„Beziehungen sind der Ort, an dem wir unsere größten Lektionen fürs Leben lernen.“
Wieviel Menschen sind wir im Laufe unseres Lebens begegnet? Schreib von einer oder mehreren Dir bedeutsamen Begegnungen/Beziehungen ein paar Zeilen schreiben? Die eigene Biografie enthält längst vergessene Schätze, manchmal auch unverarbeitete Erfahrungen.
An dieser Stelle möchte ich Dich ermutigen und inspirieren zum Schreiben!
Wie? Nimm das Bild eines Schiffes als Symbol für die Person/en über die Du etwas schreiben möchtest. Folge Deiner Intuition und beginne so mit deiner Beziehungsgeschichte. Schiffe als Metaphern für eine „Persönlichkeit“ in sich, symbolisieren Rollen, Labels und Erwartungen.
Dieses wenig angetastete Terrain erzählerisch zu erkunden und darüber zu schreiben, kann eine Möglichkeit sein, sich auf individuelle Art mit seiner Lebensgeschichte auseinanderzusetzen. Alte Geschichten, wie z.B. die, die eine Trennung als Scheitern definiert hat oder die, die uns glauben läßt, dass wir irgendwie „weniger“ sind als Singles. Sie dürfen neu geschrieben werden. Das ist auch eine Einladung in ein neues Beziehungsparadigma.
Der Text (Kurzgeschichte/Essay/Gedicht/Protokoll/Kurzversion/ Zusammenfassung/ Brief/ etc.) sollte möglichst nicht länger 1-2 Seiten sein. Er kann auch von Hand geschrieben sein. Du kannst ihn uns zuschicken per email oder per Post (siehe Impressum) zusenden. Bitte verwende keine erkennbaren Namen, die Ähnlichkeit mit lebenden Personen haben, da wir die Texte innerhalb dieses Projektes (als Buch/Internetseite/ Landkarte der Geschichten) veröffentlichen werden. Nenne uns ein Pseudonym, wenn Du möchtest. Deadline: spätestens bis 30. November 2021
Und hier ein Link zu dem im Diogenes Verlag erschienenen Buch “Leben, schreiben, atmen” von Doris Dörrie, das ich vor kurzem entdeckt habe. Ich möchte es gerne als Einladung zum Schreiben empfehlen:
“Wenn man schreibt, schreibt man immer über sich selbst. Es ist abwechselnd wunderbar, schmerzhaft, narzisstisch, therapeutisch, herrlich, befreiend, tief traurig, beflügelnd, deprimierend, langweilig, belebend. Schreibend halte ich mich am Leben und überlebe. Jeden Tag wieder. Ich schreibe, um diese unglaubliche Gelegenheit, am Leben zu sein, ganz genau wahrzunehmen und zu feiern. Ich schreibe, um einen Sinn zu finden, obwohl es am Ende wahrscheinlich keinen gibt. Wir sind alle Geschichtenerzähler. Vielleicht macht uns das zu Menschen. Vielleicht haben wir auch nur keine Ahnung, welch großartige Geschichtentenerzähler Katzen oder Dromedare sind. Wir können nicht aufhören zu erzählen. In einem endlosen inneren Monolog erzählen wir uns Geschichten über uns selbst. Manche davon sind wahr, einige nur ein bisschen, andere überhaupt nicht. Wir alle sind Fiktion, aber das glauben wir nicht, weil wir uns mitten in ihr befinden wie in einem Fortsetzungsroman.”
“Schreibend erforsche ich die Welt. Meine Welt.Was beeindruckt mich? Was merke ich mir? Was erschüttert mich? Was erheitert mich? Was begeistert mich? Woran erinnere ich mich?Ich habe keine Ahnung, wie man etwas schreibt, das sich verkauft. Dafür gibt es andere Bücher mitTiteln à la: Wie ich einen sauguten Roman schreibe.Wie ich ein saugutes Drehbuch schreibe. Wie icheine saugute Serie schreibe. Ich weiß nur, dass man,wenn man Wort für Wort, Satz für Satz über dieWelt schreibt, in der man sich befindet, eine Ahnung von sich selbst bekommt. Während wir Schritt fürSchritt weitergehen, ist es wichtig, auf die Umgebung zu achten, auf den Boden unter den Füßen,auf den Himmel über uns und auf die anderen, die gleichzeitig mit uns einen Fuß vor den anderen setzen, bevor wir uns schon wieder von allem verabschieden müssen. Schreibend erinnere ich mich an mich selbst. Was ist in meinem Gehirn an Bildern und Tönen gespeichert, was für Erinnerungen an Menschen, Orte, Tiere, Gefühle? Jeder von uns ist einzigartig. … Die Welt in mir als Echo und Inspiration. ›Spirare‹ – atmen. Schreiben heißt, die Welt einatmen. Nicht nur die kühle Bergluft am Morgen, auch den Smog, den Rauch, die Abgase. Das Schöne wie das Hässliche.”
Ergänzt wird das Projekt in 2022 durch sogenannte “Talking maps”, Landkarten als Verortung der Themen in einem Raum. Jede Karte erzählt Geschichte(n). Die Karten sind eine Art Wegweiser durch den Kosmos der „Relation ships“-Erzählungen/Texte. Wie ein Wandteppich werden ihre Positionen auf den Wasserwegen und Weltmeeren erkennbar sein. Hier Beispiele mit Ideen u.a. von alten arabischen Seefahrerkarten.
Das Projekt “relation ships” wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden- Württemberg.